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Pech im Spiel – Pech in der Liebe
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Eine Teil-Autobiografie von Georg-Michael Kramer*
Vorwort
Die folgenden Storys sind nicht erfunden, sondern entsprechen meinen eigenen Erlebnissen in Sachen Partnerschaft, stellen also weitestgehend eine Teil-Autobiografie früherer Liebesbeziehungen und deren Scheitern dar. * Um die Privatsphäre aller betroffenen Personen zu wahren, wurden alle Namen geändert, auch mein eigener Name wurde geändert, um Rückschlüsse auf die anderen beteiligten Personen zu verhindern. Ebenso wurden aus den gleichen Gründen die meisten einzelnen, damaligen Handlungsorte durch leichte Umschreibungen oder Umbenennungen geändert, die wesentlichen Orte und Regionen wurden jedoch beibehalten. Alle hier beschriebenen Erlebnisse fanden in der Zeit zwischen 1972 und 1999 statt, sind also längst aus dem Begriff "Aktuell" heraus gefallen.
Zur Sache
Man liest so oft Biografien, in denen meist der berufliche Werdegang oder besondere Leistungen hervorgehoben werden. Kaum einer wagt es offenbar, das Scheitern von Liebesbeziehungen mal autobiografisch aufzubereiten. Dabei kann das vielleicht manch einem mögliche Fehlerquellen aufzeigen, die man im besten Fall verhindern kann. Ich konnte das damals leider nicht.
In Gewinnspielen wie Lotto und dergleichen hatte ich nie Glück, daher habe ich die Beteiligung an solchen frühzeitig völlig aufgegeben und mir dadurch viel Frust erspart. Somit ist der erste Teil des Titels schon mal abgehakt. Jetzt folgt der wesentlich umfangreichere zweite Teil, die Sache mit der Liebe. Erste schöne Erlebnisse und die Hoffnung auf eine dauerhafte Partnerschaft spornen zum Weitermachen an. Das gibt man auch nach einigen Fehlversuchen nicht so leicht auf, wie man sinn- und erfolgloses Glücksspiel ersatzlos streicht.
So schildere ich hier in stark verkürzter Form einmal, wie sich damals meine wichtigsten Partnerschaften entwickelten und wie sie schließlich scheiterten.
Die erste große Liebe
Schon während meiner Ausbildung zum Techniker lernte ich im Alter von 16 Jahren meine erste und zugleich zeitlich längste große Liebe, die Gisela kennen. Anfangs eher noch zurückhaltend, nicht zuletzt weil ich immer sehr schüchtern war, dümpelte diese Sache wie ein Gärprozess noch vor sich hin. Man sah sich eher relativ selten. Das sollte sich einige Jahre später, im Alter von 20 Jahren ändern. Neben meinem Hauptberuf als Techniker in einem Großbetrieb in Köln wurde ich nebenberuflich in einem Tonstudio in einer anderen, nahe gelegenen rheinischen Großstadt Mitglied der Betreiber-Crew und wie es der Zufall so wollte, traf ich sie dort wieder, wo sie schon als fest angestellte Musikerin und Komponistin arbeitete. Die Freude war groß und in kürzester Zeit funkte es dann so richtig. Da sie Ihre Wohnung in der Nähe des Studios hatte, während ich in einem Dorf in rund 30 km Entfernung wohnte, ergab es sich oft, dass ich nach Feierabend im Studio, was meist gegen 22 Uhr der Fall war, bei ihr blieb, anstatt zurück ins Dorf zu fahren. Das lief dann einige Jahre aller bestens, es wurden sogar schon Heiratspläne geschmiedet. Eigentlich konnte uns nichts auf dieser Welt auseinander bringen, eigentlich. Sie übte den Job als Musikerin und Komponistin in dem Studio nur nebenberuflich aus, während sie hauptberuflich als Immobilienkauffrau arbeitete.
Dann, nach etlichen Jahren fester Beziehung, machte ihr Chef, der Inhaber der Immobilienfirma, ihr das einmalige Angebot, als Chefin in eine neue Filiale der Immobilienfirma nach Berlin zu wechseln. Damit verbunden war eine exorbitante Gehaltserhöhung, man kann es sich kaum vorstellen, auf das Siebenfache von dem, was sie vorher verdient hatte. Im Alter von damals 24 Jahren kriegt man solch eine Chance nie wieder. So war es völlig verständlich, dass die Gisela diese Chance angenommen und erfolgreich umgesetzt hat. Wir haben uns andererseits selbst etwas vorgemacht, weil wir glaubten, dass man die Beziehung als Fernbeziehung auf Dauer weiter fortführen könne. Die Idee, dass ich mit nach Berlin umziehen sollte, war so nicht umsetzbar, da ich kurz zuvor von der DB einen alten Bahnhof gekauft hatte, den ich gerade am renovieren war und worin das neue Wohnumfeld entstehen sollte. Auch andere private Gründe (Betreuung kranker Eltern) verhinderten einen Wechsel nach Berlin. So führten wir ab dann noch rund drei Jahre lang eine Fernbeziehung, trafen uns ungefähr alle zwei Monate mal für je zwei Wochen wieder, wenn sie zurück ins Rheinland kam. Auf Dauer funktioniert das in aller Regel leider nicht. Die Beziehung entwickelt sich dann immer mehr zu einem Gummiband, was immer länger wird. Man trifft sich seltener, irgendwann kommen dann doch andere Partner ins Spiel, die sozusagen ständig verfügbar sind und das wars dann.
Wer mit Eifer sucht findet Eifersucht
Wieder ohne Partnerin kam dann die Hauptarbeitsstelle als Techniker in Köln zufällig als Partnervermittlung ins Spiel. Die technischen Anlagen am Arbeitsplatz einer Frau waren defekt, ich hatte den Auftrag sie zu reparieren. Das wurde auch gemacht, die betreffende Frau, die Anne, saß an dem Arbeitsplatz und wartete auf die Reparatur, da davon auszugehen war, dass diese nicht sehr lange dauert. Auf Anhieb waren wir uns sehr sympathisch, aus einem Gespräch wurde schnell mehr. Kurzum wurde die Anne, die aus dem Bergischen Land stammte, zu meiner neuen Partnerin. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnten: hier entstand gerade eine der kürzesten Partnerschaften in meinem Leben, könnte man sagen. Ein paar Wochen lief diese Geschichte sehr gut, wir waren wirklich ein Herz und eine Seele, wie man so sagt. Bis zu einem Freitag, an den ich mich heute noch mit einem gewissen Maß an Schrecken erinnere. Am Arbeitsplatz einer ihrer Kolleginnen war eine technische Einrichtung defekt, ich bekam vom Chef den Auftrag, das zu reparieren. Die Anne saß zugleich zwei Arbeitsplätze weiter und ging ihrer Tätigkeit nach. Ihre Kollegin wartete unterdessen an ihrem Arbeitsplatz auf die Reparatur. Während der Arbeiten plauderte sie ein wenig mit mir, was man sich so erzählt, völlig unverfänglich über das Wetter usw. Auf einmal kam die Anne tobend herbei gelaufen und beschimpfte vor versammelter Mann- bzw. Frauschaft ihre Kollegin lauthals, dass es ja eine Frechheit wäre, dass sie versuchen würde, ihr den Freund auszuspannen, ähnliches wurde noch weiter ausgebaut. Die Kollegin zog es vor, wortlos den Raum zu verlassen. Dann bekam ich mein Fett weg, es wäre doch wohl eine Unverschämtheit, dass ich nun mit ihrer Kollegin herum machen würde usw. Es herrschte schon ein wahres Durcheinander in dem Betrieb, die Aufsichtskräfte kamen schon regelnd herbei geeilt, die Anne ließ sich nur sehr schwer beruhigen. Das war so einer der Momente im Leben, wo ich mich am liebsten unsichtbar gemacht hätte und spurlos verschwunden wäre. Das alles fand vor voller Belegschaft statt und war mir super peinlich, obwohl ich selbst ja nicht der Auslöser davon war, aber irgendwie dann doch wieder ungewollt beteiligt. Danach wechselten wir drei Tage lang kein Wort mehr und die Beziehung ruhte. Dann, bei einem anderen Arbeitsauftrag in dem Raum, kam sie leise von hinten geschlichen und ergriff meine Hand und sagte jammernd, dass es ihr endlos leid täte, dass sie mir dort so ohne jeden Grund eine derartige Szene gemacht hätte und ob ich ihr das nachsehen könnte. Da ich sie ja sehr mochte, sagte ich mir auch, sie hatte vielleicht einen schlechten Tag, den hat ja jeder mal, und so wurde alles wieder bestens. Ungefähr zwei Monate später hatten wir beide am gleichen Tag Spätdienst, der gegen 22 Uhr endete. Die Anne kam zu mir und meinte, ich solle doch heute anstatt in mein Heimatdorf nach hause zu fahren lieber mit zu ihr in ihre Wohnung im Bergischen Land fahren. So wurde das dann auch gemacht. Als wir eine Zeit lang in ihrem Zimmer waren, klopfte es an der Tür und ihre jüngere Schwester kam herein. Die erzählte was, befragte mich etwas, wo ich denn her käme usw., alles völlig harmlos und ohne jegliche Hintergedanken von beiden Seiten. Ich sah dann jedoch schon, wie Annes Mundwinkel immer mehr nach unten rutschten. Dann explodierte sie noch wesentlich heftiger als bei der ersten Vorstellung am Arbeitsplatz. Sie machte tobend ihre Schwester nieder, sie wäre ja eine dreckige Hure, die der eigenen Schwester den Freund ausspannen wolle und weitere üble Beschimpfungen in brüllender Lautstärke folgten. Das ging so weiter, bis ihre Schwester lauthals weinend aus dem Raum lief. Kaum war die draußen, kam ich wieder an die Reihe. Ich wäre ja wohl ein absolutes Drecksschwein, was sich an ihre jüngere Schwester ran machen und sie mit der betrügen wolle und ähnliche Vorwürfe ohne jeglichen Anlass wurden brüllend ausgeschüttet. Ich packte meinen Kram und fuhr nach Hause. Damit war diese Beziehung dann auch durch. Nach zwei Wochen wiederholte sich das erste Szenario, sie kam wieder, um mich davon zu überzeugen, dass sie wieder einen schlechten Tag hatte und da einiges falsch verstanden oder aufgebauscht habe. Sie bat mich um Verzeihung und alles sollte wieder gut werden. Obwohl es mich innerlich selbst zerriss, denn ich mochte die ja eigentlich sehr, habe ich ihr dann aber gesagt, dass meine Nerven das auf Dauer nicht durchhalten würden, wenn sie alle paar Wochen grundlos voller wütender Eifersucht solche Attacken gegen mich fährt. Damit war dann endgültig Schluss und wir beide haben seit dem nie wieder ein Wort miteinander geredet.
Eine Beziehung mit ungeahnten Folgen
Nach einer Auszeit ohne Beziehung war es wieder der Arbeitsplatz, der für eine neue Partnerschaft sorgen sollte. Am Telearbeitsplatz, wie man das damals nannte, war bei dieser Frau die Technik ausgefallen und ich erhielt den Auftrag, diese zu reparieren. Während ich mit der Reparatur beschäftigt war, entstand ein nettes Gespräch mit der bildhübschen Frau. Im Gegensatz zu mir war diese wesentlich weniger schüchtern, und fragte mich plötzlich, ob ich nicht mal Lust hätte, mit ihr abends am Rhein spazieren zu gehen, sie kenne da einige wunderschöne Stellen, die sie mir gerne zeigen würde. Gesagt - getan. Schon am nächsten Tag wurde sich abends nach Feierabend getroffen und daraus entwickelte sich sehr schnell mehr, eine durchaus feste Partnerschaft entstand. Nebenbei bemerkt, sie hieß Rebecca, ließ sich aber immer mit ihrem Kosenamen Becky rufen, das fand sie schöner. Fairer weise, um das Folgende besser zu verstehen, muss ich sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt war, sie war hingegen erst 17 Jahre alt, was ich anfangs nicht wusste, ich hatte sie auf rund 20 Jahre geschätzt. Aber auch das Wissen um das echte Alter änderte gar nichts an den Gefühlen und störte uns beide in keinster Weise. Auch ihre Eltern, die getrennt lebten, störte das gar nicht, die Mutter, bei der sie wohnte, fand das sogar sehr gut. Die sagte immer, da hast du was solides, der ist doch ganz in Ordnung und nicht nur so ein Spielgeselle, wie sie das nannte. Ihr Vater, den ich nur einmal gesehen hatte, der winkte nur lässig und meinte, macht nur, die Becky weiß schon was sie will und was gut für sie ist. Trotzdem hätte ich die seltsam - mittelalterlichen Folgen, die das noch nach sich zog, nicht erwartet. Auch wenn der Gesamtbetrieb beim Arbeitgeber zu dieser Zeit alleine an diesem Standort einen Personalbestand von über 1600 Leuten ausmachte, dauerte es nicht lange, bis etliche Kollegen von diesem Verhältnis Wind bekamen. Einige davon erzählten dass dem Betriebsleiter und nach einigen Wochen bekam ich eine Vorladung in dessen Büro. Mit bestimmendem und wütendem Blick forderte der, im wie immer betrunkenen Zustand (der war nahezu ständig besoffen), dass ich innerhalb von einer Woche das Verhältnis zu meiner 17 jährigen Freundin beenden solle. Das gehe gar nicht, dass ein 28 jähriger da mit einer 17 jährigen Kollegin herum mache. Das war in dem Fall doppelt perfide, weil genau dieser Betriebsleiter selbst dafür bekannt war, dass er im betrunkenen Zustand auf einsamen Fluren und dergleichen Frauen auch schon mal ungefragt unter den Rock griff, aber egal, hier wollte er einen vorgeschobenen Moralapostel spielen. Ich erzählte der Becky davon, die meinte der hat doch wohl einen Vogel, in welcher Zeit leben wir denn, dass sich solche Typen ins Privatleben von Mitarbeitern einmischen? Jetzt erst recht! Die Beziehung blieb! Das löste dann im Laufe der Zeit eine Lawine von Problemen aus. Meine Arbeitsbeurteilungen durch diesen Betriebsleiter wurden von dem absichtlich um Stufen nach unten gesetzt, er meinte damit könne er mir die Daumenschrauben schon anziehen, weil die Chancen auf höhere Dienststufen und Entlohnungen damit drastisch sanken. Doch er schaffte es nicht, uns damit auseinander zu bringen. Da die Becky diesen Telearbeitsplatz jedoch nur vorübergehend gewählt hatte, um damit die Zeit bis zu ihrem Kunststudium zu überbrücken, kam es so, dass sie einen Studienplatz in München erhielt, wohin sie dann natürlich umzog. Aus der alten Erfahrung der oben genannten ersten Beziehung mit der gescheiterten Fernbeziehung, haben wir uns diesen Versuch über rund 600 km Distanz gleich gespart, um eine Wiederholung des Erlebten zu vermeiden. Damit endete auch diese Beziehung leider auf eine etwas ähnliche Art und Weise.
Nach dieser Enttäuschung war erst mal längere Zeit Sendepause, was größere Beziehungen betrifft, man könnte sagen, der Mut fehlte. Hier und da ein paar kleinere Geschichten, die aber selten länger als einen Monat hielten, weil die Charaktere viel zu unterschiedlich waren.
Das Liebestöter-Hotel
Seit fast 10 Jahren hatte ich meinen Hauptwohnsitz in den längst fertig renovierten alten Bahnhof in der schönen Eifel verlegt. Mittlerweile war ich im Alter von 36 Jahren angekommen. Zu meinen Hobbys zählte auch die Beschäftigung mit Oldtimer-Fahrzeugen. In einer örtlichen Zeitung stand ein interessanter Oldtimer-Traktor zum Verkauf, der in etwa 20 km Entfernung angeboten wurde. Telefonisch wurde schnell ein Besichtigungstermin vereinbart. Ich staunte nicht schlecht, als sich die Verkäuferin des Traktors als hübsche 30 jährige Frau entpuppte, die mir auf Anhieb sehr gut gefiel. Mit vor Ort waren neben der Frau und dem Traktor auch noch ihre beiden Kinder sowie die Mutter der Frau. Es trat gleich ein Effekt auf, den ich vorher und nachher so nie erlebt habe. Obwohl man sich zum ersten mal sah, kam man sich vor, als würde man alle diese Menschen schon seit, überspitzt gesagt, 1000 Jahren kennen. Als wäre man eine gemeinsame Familie, die schon ewig zusammen ist. Der schöne, reparaturbedürftige Traktor wurde gekauft, aber eigentlich zur Nebensache. Den Auslöser für den Fortgang der Dinge setzte genau betrachtet die Mutter der Frau. Sie fragte mich u.a., ob ich verheiratet wäre. Ich meinte halt, dass ich die Richtige noch nicht gefunden hätte. Ihre Tochter, also die 30 jährige Verkäuferin des Traktors, schien davon sichtlich erfreut zu sein. Ihre Mutter meinte darauf spontan, ja dann tut euch doch zusammen, die Marion ist auch solo und sucht einen neuen Lebenspartner und ich glaube, ihr beiden passt wie Deckel auf Pott. So erzählte sie kurz ihre Geschichte und die ihrer Familie. Der erste Mann von der Marion war drei Jahre zuvor von jetzt auf gleich an einem Herzinfarkt verstorben, die Marion und ihre beiden Kinder blieben zurück. Ihr Vater war ungefähr zehn Jahre zuvor verstorben. Sie lebten in einem ehemaligen Hotel mit Gastwirtschaft, was sie früher, als ihr Vater noch lebte, betrieben hatten. Das Hotel war aber wegen geänderter Branschutzbestimmungen auf Grund fehlender Nottreppen aus den oberen Stockwerken stillgelegt worden. Ebenso war die Gastwirtschaft seinerzeit geschlossen worden. Zugleich war das Hotel auch immer das Elternhaus der Marion gewesen. Die Beziehung zur Marion begann ihren Lauf, obwohl ich anfangs leichte Bedenken hatte, dass ihre beiden Kinder, die achtjährige Tochter und der dreizehnjährige Sohn, nach dem Tod ihres Vaters mit dieser neuen Beziehung ihrer Mutter Probleme hätten. Ich befürchtete, dass die sagen, was will dieser komische Typ hier, der sich an Mutti ran macht? Aber nein, das war überhaupt nicht so. Verzeihung für diesen zugegeben etwas blöden Vergleich, aber bei Tieren würde man sagen, die waren von Anfang an gleich zutraulich, so als würden auch wir uns schon ewig kennen und ich schon immer zur Familie dazu gehören. Also das hat mich tief beeindruckt und so was habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen. Diese Beziehung lief einfach super, wir alle waren so auf einer Wellenlänge, wie man sagt, auch das habe ich in dieser ausgeprägten Form noch nie anderswo erlebt. An Wochenenden kamen die Marion mit den Kindern oft zu mir an den alten Bahnhof und bei schönem Wetter wurden dann zur großen Freude der Kinder, aber auch von uns, ausgedehnte Rundfahrten mit dem Oldtimer-Traktor durch die schöne Eifel gemacht. In der Woche war ich dafür nach Feierabend oft bei denen, in dem alten Hotel. Nach dem diese Beziehung über drei Jahre wirklich aller bestens lief, kam es immer öfter vor, dass die Marion mir vorschlug, ich solle meinen Hauptjob in Köln kündigen und dann wolle sie mit mir zusammen und ihrer Mutter das Hotel nebst Gastwirtschaft wieder herrichten und eröffnen. Sie würde dann zusammen mit ihrer Mutter das Hotel führen und ich sollte unterdessen in der Gastwirtschaft als Wirt den Laden schmeißen. Eine Vorstellung, die für mich unvorstellbar war. Ich und Wirt. Als jemand, der praktisch so gut wie gar keinen Alkohol trinkt und der für gastronomische Tätigkeiten restlos unbegabt ist und vor allem zu solchen Tätigkeiten überhaupt keine Lust hat, es liegt mir einfach nicht. Das habe ich ihr auch so erklärt, was anfangs genügte. Leider steigerte sie sich im Laufe des vierten Jahres extrem immer weiter in diese Vorstellung hinein, dass sie jeden Tag zig mal damit anfing, dass man das so machen solle. Ich konnte das zwar einerseits verstehen, weil das Hotel die Keimzelle ihrer Kindheit war, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hatte und sehr dran hing, um das wieder flott zu machen, aber ich habe mich niemals mit dem Gedanken anfreunden können, dann möglicherweise bis zu meinem Lebensende als Wirt hinter dem Tresen zu stehen und mir das Gelaber von Besoffenen anzuhören sowie eine mir zutiefst verhasste Tätigkeit auszuüben. Das ging einfach nicht. Man mag es kaum glauben, aber genau daran ist dann am Ende diese Beziehung gescheitert. Sie wollte keinesfalls von dieser Idee ablassen und ich konnte mich keinesfalls damit anfreunden.
In späteren Rückbetrachtungen habe ich mir durchaus oft Selbstvorwürfe gemacht, ob ich nicht doch besser auf sie gehört hätte und über gleich mehrere eigene Schatten gesprungen wäre und hätte das mit ihr durchgezogen. Eine Frau, die ansonsten besser zu mir passte, hätte ich wahrscheinlich nie finden können und habe eine solche bis heute auch nie gefunden.
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