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Oben: es gibt etliche Seen und Weiher, denen oftmals eine weite, unbesiedelte flache Feldlandschaft vorgelagert ist. Das hat seinen ganz besonderen Reiz, besonders wenn man nahezu einsam und alleine auf weiter Flur unterwegs ist.
Das Münsterland, so wie wir es an den Stellen, wo wir waren, erlebt haben, ist eine riesige flache Landschaft, wie wir es bislang nur von Umgebungen der Meeresküsten her kannten. Seichte Erhebungen im Bereich von 50 Metern Höhe, wie auf dem Foto von dem See seitlich daneben zu sehen sind, gelten dann schon mal schnell als der Nanga Parbat des Münsterlands. In unserer schwarzwaldnahen Heimat würde auch das noch als totales Flachland gelten. Als überaus angenehm empfanden wir, dass zu der überheißen Zeit, in der wir dort waren, offenbar nur sehr wenige Urlauber den Weg dorthin gefunden hatten. Man konnte locker eine halbe Stunde wandern, ohne einem anderen Menschen zu begegnen. Dieser Effekt wurde sicherlich auch noch teilweise durch die Coronakrise und die extreme Hitze von bis zu 38° C an den Tagen unterstützt. Selbst die Vögel hatten kaum Lust zu fliegen und hingen japsend in den Bäumen.
Die Anreise.
Am auserkorenen Tag, ein Dienstag ging es morgens um 4 Uhr bei uns vor der Haustüre los. Wir wählten unseren geliebten Opel – Combo – Kastenwagen für diese Fahrt, weil er hinten genug Platz bietet, um notfalls auch darin zu zweit übernachten zu können. Man weiß ja nie, ob man dort im Münsterland zu Coronazeiten überhaupt ein preiswertes Hotel oder eine günstige Pension findet, obwohl die offiziellen Coronaeinschränkungen ja zu dieser Zeit weitestgehend aufgehoben waren, wenn man mal vom Maske tragen und den Hygieneregeln absieht. Da der Diesel – Combo mit seinen 75 PS natürlich kein Auto zum Rasen ist, war Gemütlichkeit angesagt und genau die kam auch auf. Gerade bei solchen Freizeitfahrten sollte man lieber entspannt und gemütlich fahren, dann kommt man ausgeruhter und streßfreier an. Andererseits muss man schon mit etlichen Stunden an Fahrzeit rechnen. Bei einer Fahrtstrecke von rund 420 km spielt das schon eine Rolle, wenngleich gerade bei solch weiten Strecken die Bequemlichkeit des Fahrzeugs auch sehr wichtig ist. Die Wahl mit dem Opel – Combo war jedenfalls richtig. An Fahrzeit hatten wir ungefähr 5 Stunden eingeplant, wären es 6 oder 7 Stunden geworden, wäre auch egal gewesen, denn ab und zu muss man mal kleine Pausen einlegen. Am Tag vorher war fast alles schon gepackt worden und der Kastenladeraum bot immer noch reichlich freien Platz für eventuelle Übernachtungszwecke. Natürlich hätte man vorher irgendwo Zimmer in einer Pension buchen können, aber dann wäre man von Beginn an auf diesen einen Ort festgelegt, obwohl man noch nicht weiß, ob es einem dort überhaupt gefällt. Also waren spontane Entschlüsse gefragt. So startete die Fahrt. Erstaunliches Glück hatten wir, denn die gefürchteten Staus in den Ballungsgebieten blieben aus. Wir hatten auf der Gesamtstrecke keinen einzigen größeren Stau. Selbst im stauberüchtigten Ruhrgebiet trafen wir nur zwischen Schwerte und Unna auf einige Kilometer eines sehr zäh fließenden Verkehrs, aber immerhin noch fließend. Gemütlich mit 110 bis 120 km/h glitten wir dahin, was der Combo mit einem geringen Verbrauch von nur etwas über 4 Litern Diesel auf 100 km belohnte. Münster wurde großzügig umfahren, in größere Städte wollten wir erst gar nicht rein fahren. Der Bekannte, der uns diese Münsterlandtour empfohlen hatte, meinte in einem kleinen Dorf bei dem Städtchen Altenberge gäbe es eine supergute Pension, wo man preiswert und in schönem Zimmer nächtigen könne. Also war dieses schon mal unser erstes Ziel. Nach insgesamt fünfeinhalb Stunden Fahrt inclusive der Pausen standen wir dort gegen halb 10 Uhr vor der Tür. Selbige war verschlossen. So klingelten wir. Eine sehr kleine, etwas vertrocknet aussehende Dame öffnete. Sie sagte, dass sie zu Coronazeiten nur ein einziges von ihren vier Zimmern an Gäste vermieten würde und das auch nur an alte Stammgäste, zu denen wir gewiss nicht zählten. „Wenn sie etwas Zeit haben, kann ich ihnen aber ein gutes Ersatzquartier heraussuchen“, meinte sie freundlich. Wir hatten etwas Zeit, sie bat uns solange in einen gaststubenähnlichen Raum, wohl der Frühstücksraum ihrer Pension, wo wir noch eine kostenlose Tasse Kaffee spendiert bekamen. Die Dame zerrte eine dicke, dunkelblaue Kladde aus einem Seitentresen. Dabei betonte sie, dass bei ihr noch alles wie früher, rein handschriftlich und ohne jeden Computerschnickschnack funktioniere. So blätterte sie 10 Minuten in diesem Sammelwerk und sprang dann auf und sagte: „Da, da haben wir was! Da kriegen sie mit Sicherheit noch ein schönes Zimmer zu gleichen Konditionen wie bei mir.“ So erhielten wir die Adresse einer Pension in einem kleinen Dorf beim Städtchen Warendorf, was von Altenberge rund weitere 30 km weiter östlich liegt. Bei der Fahrt dorthin sprangen einem gleich unzählige Reiterhöfe, Gestüte und ähnliche Gehöfte ins Auge. Als angenehm beruhigend empfand ich sofort die großen, freien, flachen Feld- und Weideflächen, die sich teils über etliche Kilometer hinzogen. Das hat was und seinen ganz eigenen Reiz. In unserer Heimat gibt es das in den Dimensionen nicht. Nach weiteren rund 45 Minuten gemächlicher Fahrt trafen wir an einem kleinen Hotel ein, welches hinter einer Gaststätte angeordnet ist. Dort war offen und der Inhaber höchstpersönlich erwartete uns schon, da die Frau von der vorherigen Pension ihm unser Kommen telefonisch angedroht hatte. Der Mann, vielleicht ungefähr in meinem Alter, also knapp über 70, verstand es kopfschüttelnd nicht, dass wir ausgerechnet dienstags anreisten. Das war für ihn offenbar so ungewöhnlich, dass er es häufig kopfschüttelnd wiederholte, etwa in der Art: „Tzz, dienstags anreisen, dienstags anreisen, sehr seltsam, was es nicht alles so gibt....“ Wir hatten den Eindruck, als wären wir die allerersten Gäste bei ihm in seiner vielleicht 50jährigen Betriebsgeschichte, die dienstags anreisten. Dann wollte er in halbfreundlichem Ton wissen, wie lange wir bleiben möchten, vielleicht eine Woche oder zwei oder gar drei? Wir schauten uns gegenseitig fragend an, ich sagte: „Genau wissen wir das selbst noch nicht, vielleicht zwei oder maximal vier Tage.“ Seine Augen wuchsen daraufhin von schmalen Schlitzen zu kugelförmigen Kapseln auf. Stöhnend jammerte er: „Was? Nur zwei bis vier Tage? Was ist das denn? Schauen sie sich doch die schöne Landschaft an, dann wollen sie bestimmt drei Wochen bleiben!“ Ich sagte, dass wir das gerne würden, aber in vier Tagen hätte ich in meiner Heimat bei Karlsruhe einen wichtigen Termin, den ich nicht verpassen dürfe. Sein Gesicht nahm knitterige Züge an und er maunzte: „Termine, Termine, heute haben alle immer nur noch Termine. Termine hinten, Termine vorne. Vor lauter Terminen verpassen die Leute das Leben!“ Eine junge, kugelrund – dicke Frau gesellte sich hinzu und bekam von dem Alten den Auftrag, uns das Zimmer 2 aufzuschließen und uns dorthin zu führen, wobei er noch grunzend nachschob: „Die bleiben nur 4 Tage!“ Die dicke junge Frau kicherte und wiederholte, allerdings in sehr freundlich – lachendem Ton: „Sie bleiben also nur 4 Tage. Das ist aber schade.“ Vor lauter Konversation war mir entgangen, überhaupt erstmal nach dem Übernachtungspreis zu fragen. Das holte Kayla dann in dem Moment nach, als die Dicke die Zimmertür aufschloß. „Böh, bäh,“ meinte sie, „hat der Herr Thewes Ihnen das denn nicht gesagt? Bei Gästen, die nur kurz bleiben, das ist unter 5 Tage, kostet das Zimmer pro Nacht 27 Euro, würden sie länger bleiben, bekämen sie es schon für 24 Euro die Nacht. Alles einschließlich Frühstück, sonst keine Verpflegung.“ Na da konnte man nun wirklich nicht meckern. Ich hatte da mit Preisen ab 70 Euro aufwärts pro Nacht gerechnet. In dem Hotel lebte übrigens, sozusagen als Fast – Dauermieter eines Zimmers, ein seltsamer Künstler, der sich auf die Fahnen schrieb, die westfälische Innenschwalbe erfunden oder kreiert zu haben. Dazu später einmal mehr. Der Mann lebte 5 Monate des Jahres auf Mallorca und die restliche Zeit in diesem Hotel. Zum Erschaffen seiner Werke nutzte er eine alte, umgebaute Scheune in der Nähe. Mittlerweile war es Mittagszeit geworden. Das kugelrunde Zimmermädchen wies nochmal ausdrücklich darauf hin, dass es im Hotel kein Mittagessen gäbe und gab uns einige Tipps, wo man im Umkreis von 5 km günstig und lecker essen könne. Da wir im Auto aber eine große Kühltasche mit Verpflegung hatten, beschlossen wir, vom Hotel aus über Land zu fahren und uns ein schönes, ruhiges Plätzchen zu suchen, um dort die mitgebrachten Lebensmittel schon mal zum Teil zu verzehren. Es wäre ansonsten eine Schande gewesen, wenn man diese Sachen einfach verkommen ließe, nur weil man vor Ort auch etwas bekommen hätte. Wir sind keine Lebensmittelverschwender, das ist eine Einstellungssache, die man so im Lauf des Lebens eingeprägt bekommen hat. Auch wäre es wirtschaftlich unsinnig, weil neues Essen vor Ort ja auch extra Geld gekostet hätte. Die kulinarischen Genüsse des Münsterlands konnte man ja auch ein oder zwei Tage später noch testen.
Erste kleine Erkundungen
Wir parkten an einem kleinen See mit viel Landschaft drum herum (siehe auf dem Foto weiter oben). Nach dem Essen beschlossen wir eine Verdauungswanderung einzulegen. Wie bereits erwähnt, war es brütend heiß. Zum Glück gab es hinter dem See lang gezogene, schmale Waldbereiche, die viel Schatten versprachen. So wanderten wir dort etwas herum. Also solche Wälder habe ich in meinem ganzen Leben auch noch nie gesehen. Wälder, die zwar relativ lang, aber äußerst schmal sind. Da hat man ein Waldstück, was vielleicht 3 km lang ist, aber nur eine Breite von maximal 50 Metern hat. Man kann also selbst mitten im Wald immer noch nach beiden Seiten das seitliche Ende desselben schimmern sehen. Auch sowas gibt’s bei uns daheim so gar nicht, oder fast gar nicht, höchstens bei kleinen, verstreuten Hainen. Um die Uhrzeit war es selbst im Wald zu heiß, weil die gesamte Luft schon derart aufgeheizt war, dass man das Gefühl hatte, von den heißen Luftmassen regelrecht zerdrückt zu werden. So beschlossen wir, mit dem Auto erstmal ins Hotelzimmer zu fahren und dort zwei Stunden auszuspannen. Das Hotelzimmer lag nach hinten raus und war ab Mittag im Schatten, dadurch war es darin tatsächlich merklich kühler, als draußen. Wir waren schnell eingenickt, da wir auch noch von den Fahrstrapazen ermattet waren. Als wir aufwachten, war es schon 19 Uhr durch. Da kam die Idee auf, erst mal zu Fuß die nähere Umgebung in diesem Dorf bei Warendorf zu erkunden. Als wir im Hotel durch den unteren Flur gingen, der zur Haupttüre führt, begegnete uns der Hotelinhaber in sichtlich angeheitertem Zustand. Der hatte bei der Hitze zu tief ins Glas geschaut, was bei Temperaturen um die 36 Grad, die zu diesem Zeitpunkt noch herrschten, gleich doppelt wirkt. Der lallte nur noch und wankte schwer, wobei er sich an den Wänden abstützte. Dabei lallte er sowas wie, dass die Bar geschlossen habe, wegen Corona und so weiter und dass diese wohl leider auch noch länger geschlossen bleibe, weil er im Traum gesehen habe, dass Corona noch bis zum Jahr 2026 andauern würde. Er schoss dann regelrecht in die Küche, die seitlich am Flur lag und schmiss schallend die Tür hinter sich zu. Kayla meinte schon, dass der nun wohl seine Spirituosenbestände alle selbst „vernichten“ müsse, weil er die Bar nicht mehr öffnen darf. Da Kayla dann ein dringendes Toilettengeschäft erledigen musste, verschwand sie einige Zeit im WC ,wovon es an diesem Flur mehrere gab. In der Zeit wartete ich im Flur auf Kayla. Da kam gerade das kugelrunde Hausmädchen vorbei und fragte mich, ob ich vielleicht etwas spezielles suchen würde. Dabei untergriff sie anhebend ihre Brüste, so als wolle sie mir diese darbieten. Ich meinte darauf, dass ich nur auf Kayla warten würde, die wäre aufs Klo gegangen. Darauf kicherte die Dicke und entschwand im hinteren Bereich, wobei sie im Vorbeihuschen noch den unvollendeten Satz abstöhnte: „Falls sie doch wollen.....“, dabei streckte sie ihren Po wackelnd entgegen, was bei ihrer kugelrunden, kleinen Körperform fast schon etwas comichaftes hatte. Ob diese Hausdame nun wirklich sexuelle Dienstleistungen anbietet oder ob das mehr nur eine etwas spezielle Art ihres Humors ist, weiß ich nicht genau, spätere Erlebnisse untermauerten jedoch eher die These, dass das dicke Hausmädchen sexuellen Betätigungen jederzeit gerne entgegenfiebert. Ausprobieren wollte ich es jedenfalls nicht, dank Kayla bin ich ja gut versorgt. Kayla kam und so gingen wir raus, um die nähere Umgebung des Hotels und dieses kleinen Dorfes zu erkunden. Obwohl es inzwischen schon fast 21 Uhr war, waberte immer noch eine unerträglich schwüle Hitze draußen, die von vornherein den Umfang der Wanderung auf ein geringes Maß begrenzte. Nach 15 Minuten hatten wir keine Lust mehr und zogen uns ins Hotelzimmer zurück. Durch die Anreise und die ersten Erkundungen waren wir hundemüde und legten uns früh schlafen. Bei der Hitze schläft man nicht gut, aber die Luft im Zimmer war relativ angenehm, wodurch wir schnell wegratzten, wie man bei uns so sagt. Gegen 2 Uhr in der Früh wurden wir durch ein ständig unregelmäßig wiederkehrendes, seltsames Klack – Geräusch geweckt, welches so klang, als ob jemand mit einem kleinen Hämmerchen gegen die Wand schlägt. Zuerst wollten wir nichts sagen, in der Hoffnung, dass es nach einigen Minuten von selbst verschwindet, aber es verschwand nicht. Im Gegenteil, die Klack – Rate wurde immer schneller, die Pausen zwischen den einzelnen Klack – Geräuschen immer kürzer. Als das nach 45 Minuten immer noch andauerte, zog ich mich an und suchte das Zimmermädchen. Die lag schlafend auf einem dicken Sofa im Raum der Rezeption. Es tat mir leid, sie deswegen zu wecken, aber das Geräusch war so nicht weiter hinnehmbar. Mit kleinen Augenschlitzen blinzelte sie im Halbschlaf, worauf sie gleich los kicherte und fragte, ob ich es mir vielleicht doch anders überlegt hätte und wir nun zum lustigen Teil des Tages kämen? Neinnein, meinte ich etwas zurückhaltend und erläuterte ihr unser Problem. Ahja, herje, meinte sie, das ist bestimmt unser Künstler. Der weiß sicher noch nicht, dass wir Gäste im Haus haben und nachts testet er sicher wieder eine seiner westfälischen Innenschwalben. Was?, meinte ich. „Ja, kommen sie einfach mit“, meinte die Dicke, wobei sie sich zuerst ihr T-Shirt auszog, was als Schlafhemd diente und dann ein anderes Shirt überzog und in eine Jeans schlüpfte. Gemeinsam gingen wir in ein größeres Zimmer, welches etwas weiter neben unseren lag. Hier oben war das Klack – Geräusch schon wieder laut zu hören. Die Dicke klopfte an der Zimmertür. Kurz danach streckte ein spitzbärtiger Greis, dessen Gesicht fast aussah, wie ein Ziegenkopf, seinen Kopf zur Tür raus und meckerte entnervt: „Ja was ist den schon wieder los? Kann man hier nicht in Ruhe arbeiten?“ Die Dicke erklärte ihm, das gleich nebenan Gäste im Hotel wohnen würden und es früh morgens gegen 2 Uhr wäre. Mit verwundertem Gesichtsausdruck, so als habe er Zeit und Raum völlig vergessen, öffnete er weit die Tür und bat um Entschuldigung. Er zeigte auf ein Gebilde, was ich so noch nie gesehen habe, seine original westfälische Innenschwalbe. Das Ding sah aus, wie eine zu groß geratene Deckenlampe, nur ohne Licht, dafür hingen daran an langen, stabilen Nylonseilen, die fast unsichtbar waren, metallische Nachbildungen aus Aluminiumblech von Schwalben. Schaltete man an dem Ding den Strom ein, dann rotierte, von einem Elektromotor angetrieben, unten eine Art Teller, an dessen Außenrand diese Seile mit vier Schwalben angebracht waren. Durch die Fliehkraft spannten sich die Seile und die Metallschwalben kreisten gewissermaßen im Raum unter der Decke. Da die Seile während des Laufs variabel durch eine Zufalls - Elektronik gesteuert, ihre Länge änderten, kam es vor, das manchmal ein Seil zu lang wurde, was dann dazu führte, dass die daran angebrachte Schwalbe kurz gegen die Innenwand krachte, dann taumelte, bis sie von dem rotierenden Ding durch die Straffung des Nylonseils wieder weggezogen wurde. Genau das „An die Wand krachen“ war der Verursacher des Geräuschs. Der Künstler meinte, dass seine westfälische Innenschwalbe eigentlich für größere Räume gedacht sei, wodurch die Seillängen dann den Fliehkraft – Flug der Schwalben früh genug begrenzen, aber in dem Hotelzimmer klappe das leider nicht perfekt. Vor allem fragten wir uns, wie der Hotelbesitzer das sehen würde, denn alle Wände in dem Raum waren im oberen Bereich schon ordentlich von den Einschlägen der westfälischen Innenschwalbe gezeichnet. Stellenweise platzte sogar der Putz ab, weil dieser Künstlerknilch von seinem Apparat wohl schon reichlich Gebrauch gemacht hatte. Der Künstler versprach, dass er seiner westfälischen Innenschwalbe nun Bettruhe bis morgens um 8 Uhr verordne, womit das Geräusch dann erledigt war. Draußen im Flur sprach ich das dicke Hausmädchen noch auf die Schäden an, die diese Blechschwalben an Tapete und Putz anrichten würden. Die meinte darauf nur kichernd, dass der Künstler dafür jeden Monat einen Pauschalbetrag von seinem Konto abgezogen bekäme. Offenbar hat der Künstler Geld genug, um sich solche Späße dauerhaft leisten zu können. Danach gings bei uns noch mal ins Bett, wo wir ohne die Klack – Geräusche der westfälischen Innenschwalbe sofort fest einschliefen. Übrigens nebenbei eine Anektdote: als wir schon drei Wochen wieder zurück zu Hause waren, klapperte durch etwas stürmisches Wetter in unserer Werkstattgarage außen am First eine Holzverkleidungslatte, die sich etwas gelöst hatte. Das klang drinnen im Gebäude fast genau, wie die westfälische Innenschwalbe. Ich meinte schon zu Kayla, ob die westfälische Innenschwalbe uns vielleicht verfolgt hat und nun im Raum Karlsruhe ihr Unwesen treibt?
Der zweite Tag
Um der Hitze etwas zu entgehen, beschlossen wir, frühzeitig um 5 Uhr aufzustehen und gleich eine Fahrt in die Umgebung zu starten, einschließlich diverser Kurz – Wanderungen. Das Frühstück im Hotel war einfach, aber lecker. Vegetarier hätten daran keine Freude gehabt, weil sehr viel Wurst, vor allem 4 verschiedene Sorten Blutwurst, 3 Sorten Leberwurst und zahlreiche andere Würste zur Auswahl standen. Überschaubarer war das Angebot an Käse und Marmelade, denn es gab einen Streifen jungen Gouda und ein Schälchen Erdbeerkonfitüre, sense! Die Mengen als solches waren klein, was jedoch durch die Vielfalt ausgeglichen wurde, so konnte man mehrere Wurstsorten ausprobieren ohne sich zu überfressen. Nicht alles kann perfekt sein, denn der Kaffee war völlig ungenießbar, also so eine Ekelplörre habe ich schon lange nicht mehr getrunken. Ich hatte den Eindruck, als wäre es Bohnenkaffee, der mit Kaffee – Ersatz gestreckt ist. Ich weiß allerdings nicht, ob es heutzutage überhaupt noch solche fiesen Ersatzkaffees gibt, die als Malz- oder Zichorienkaffee zumindest bis in die 1960er Jahre mal vertrieben wurden. Ich habe dieses Zeug immer gehasst wie die Pest, weil es meines Erachtens überhaupt nicht nach Kaffee schmeckt, sondern nur wie abgestandene Spülwasserplörre, die farblich nach Kaffee ausschaut. Das dralle dicke Hausmädchen stand seitlich an einem Anrichtetisch und ich wollte die nicht gleich mit meinem Mißfallen über den Kaffee kompromitieren, die konnte ja wahrscheinlich nichts dafür. Da es dazu auch ein Glas Mineralwasser gab, habe ich mich damit vergnügt und klamm und heimlich den Pseudokaffee einem großen Gummibaum in den Topf geschüttet, der nebenan stand.
Punkt 6 Uhr sollte die Wanderung starten, damit wir noch vor der aufbrütenden Hitze des Tages den Hauptteil davon durch haben. Wobei die Dicke noch einen hier nicht zu verachtenden Tipp gab, sie betonte, dass das Münsterland nicht ohne Grund die Haupt – Fahrradregion von ganz Deutschland wäre und empfahl daher, dass wir uns bei einer Fahrrad – Verleihstation am Dorfrand so einen Drahtesel für kleines Geld ausleihen sollten, da man damit doch wesentlich umfangreichere Touren absolvieren könne. Die Idee war wirklich super. So ließen wir das Auto auf dem Hotelparkplatz zurück und gingen zu der Verleihstation, die am anderen Ende des Dorfes war. Bis wir dort waren, zeigte die Uhr schon 6.50 Uhr, was uns schon leichtes Unbehagen brachte, wegen der drohenden Hitze. Früheres Dasein hätte nichts genutzt, denn die Fahradfritzen hatten noch geschlossen. Lange warten brauchten wir nicht mehr, denn um 7 Uhr machte der wegen der Hitze schon auf. Sonst macht er normalerweise erst um 8 Uhr auf. Der Mann, der den Verleih bediente, ein junger Schnösel, vielleicht um die 20 Jahre alt, redete in einem komisch künstlichen Hochdeutsch, wie jemand redet, der sich wichtig machen will, es aber nicht ist. Egal, darum ging es uns ja nicht. Die Frage, was das Ausleihen von zwei Fahrrädern kosten soll, brachte den Mann in eine wahre Erklärungseuphorie, weil die erstaunliche 12 verschiedene Fahrradtypen zur Wahl boten. Um es kurz zu machen, wir entschieden uns für 2 stabile Pedelecs, also Elektroräder, da wir so bei der Hitze keine Überanstrengungen fürchten brauchten. Die Ausleihe davon kostete für den ganzen Tag 19 Euro bei diesen Modellen. Einfachere hätten etwas weniger gekostet, diese hier sollten aber extragroße Akkus drin haben, die angeblich locker für 120 bis 150 km Wegstrecke mit einer Ladung auskommen. Ein normales Tretrad hätte sogar nur 10 Euro gekostet, das nur nebenbei bemerkt. Also diese Pedelecs waren wirklich Spitzenklasse. Mein altes umgestricktes Pedelec zuhause, welches mittlerweile sicher schon 12 Jahre alt ist, ist zwar auch schon deutlich besser, als ein normales Tretrad, aber zwischen diesem und hier dem nahezu neuwertigen und sicher auch hochpreisigen Teil liegen mehrere Welten. Da bemerkt man schon, dass der Fortschritt weiter gegangen ist. Damit ließen sich ohne einen Hauch von Ermüdungserscheinungen 20 km zurücklegen, ohne das man das Gefühl hatte, sich überhaupt angestrengt zu haben. Die erste Tour führte uns schon an den
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der anderen Seite des kleinen Sees vorbei, den wir oben schon zeigten. In dem Ausläufer geht er schon in einen Bach über. Die Wiesenfläche vorne ist so gerade und eben, ein Golffan würde daraus sicher gerne einen Golfplatz machen. Als wir an dem See gemächlich vorbei radelten, war einem eigentlich jede Bewegung schon zuviel. Die unerträgliche Hitze hatte unsere Klamotten vor lauter Schwitzerei schon in nasse Lappen verwandelt. Jeder zweite Gedanke kreiste nur noch um eine ausgiebige, kalte Dusche im Hotelzimmer. Ein kurzes Verweilen an der oben abgebildeten Stelle musste aber einfach sein, weil es so schön war. Durch die Hitze wirkte die Luft wie diesig und leicht neblig, obwohl es nicht wirklich neblig war. Da gefühlt die Temperatur noch weiter anstieg, sind wir nach nur 10 Minuten dann doch weitergeradelt, nur um schleunigst unter die ersehnte Dusche zu kommen. Von dort aus waren es nur noch 15 Minuten bis zum Hotel. Im Hotel angekommen gings bei uns beiden wie vollautomatisch, schlagartig rein ins Zimmer, Klamotten runter und wir beide verschwanden zeitgleich für eine Stunde unter der Dusche. Danach fühlte man sich wie neu geboren, aber trotzdem müde. Eigentlich wollten wir etwas essen gehen, sind jedoch eingeschlafen und wurden erst wach, als es schon kurz nach Mitternacht war. Wir kamen auf die Idee, mal einen Nachtspaziergang durchs Dorf zu machen und bei der Gelegenheit vielleicht irgendwas kleines zu essen. Der Nachtspaziergang wurde gemacht, stieß jedoch in dem Dorf auf wenig Gegenliebe. Obwohl wir keinen Krach machten, außer das normale Gehgeräusch der Schuhe, die nun auch nicht ungewöhnlich laut sind, rief uns aus einem Fenster schon eine alte Dame in der Nachbarschaft des Hotels zu, dass wir gefälligst diesen Lärm unterbinden sollten. Es ist klar, dass um diese Uhrzeit nicht mehr groß etwas los ist, wir suchen ja ohnehin keine Events oder sowas, weil wir das nicht mögen, aber ein Ort, der nachts so tot ist, wie dieser Ort, das habe ich zuvor noch nie gesehen. In Teilbereichen gabs sogar noch die früher in den 1950er Jahren häufiger anzutreffende Gewohnheit, dass in manchen Straßen die Straßenbeleuchtung abgeschaltet wurde. Nun sind wir, dank unserer abgelegenen Wohnlage zuhaus ja ruhige Nächte eigentlich gewohnt, aber mindestens die gleiche Ruhe hat man dort mitten im Ort. Erstaunlich. Trotzdem wanderten wir weiter, anstatt durch den Ort nun lieber auf extrem einsamen Feldwegen, die aber noch relativ nah am Ortsrand lagen. Nun, das hat schon was. Haben wir früher noch nie gemacht, aber dabei kann man ganz neue Erfahrungen machen, die ihren Reiz haben. Vor allem weil es selbst in dieser Nacht noch rund 22 ° Außentemperatur hatte bot sich eine schöne Vielfalt von Möglichkeiten, auf die ich hier jetzt nicht näher eingehen werde. Als wir später zum Hotel zurückkehrten, war es schon 3.30 Uhr. Es wurde dann noch bis kurz nach 5 etwas geschlafen, um dann mit neuem Elan in den dritten Reisetag zu starten und diesen zu nutzen, solange es noch erträgliche Temperaturen hatte.
Der dritte Tag
Um 5.20 Uhr wurde aufgestanden. Eine frische Morgendusche geriet zum kleinen Desaster. Während des Duschvorgangs brach der Brausekopf in drei Stücke, das Wasser ergoß sich in einem breiten, unangenehmen Strahl quer durch die Duschkabine. Zugleich wurde es sehr kalt, weil zuviel Wasser durchfloss, um es bei Temperatur zu halten. Damit blieb das Duscherlebnis unvollendet. Das Zimmermädchen meinte, dass der Chef vor Jahren eine Hunderterpackung Duschköpfe gekauft habe, weil sie günstig waren, nun sind die aber alle so schlecht, dass sie nach einem Jahr Nutzung von selbst zerbrechen. Doch weiter. Geplant war eine Autotour in einen anderen Ort, der 30 km vom Hotel entfernt lag. Der Hotelbesitzer hatte uns am Vortag geraten, doch unbedingt in Warendorf ein bestimmtes Pferdegestüt zu besichtigen, weil die an diesem Folgetag so eine Art Tag der offenen Tür hatten. Er meinte, das müsse man gesehen haben, wenn man schon mal dort wäre. Für uns war das jedoch gar nichts, da wir uns überhaupt nicht für Pferde interessieren. Ich habe nichts gegen Pferde, aber sie sind mir vereinfacht gesagt einfach wurst, wie man das nennt und Kayla sind sie noch wurster, als mir, obwohl Frauen ja eher dazu neigen, Pferde besonders interessant zu finden. Durch einen Tipp des kugelrunden Zimmermädchens waren wir auf die Idee gekommen, wo anders hin zu fahren. Wie Sie wissen, leiden wir unter einer neugierigen Vorliebe für alte Fabriken und ähnliche alte, leerstehende Gebäude. Heute nennt man das neumodisch – international Lostplaces. Die Fahrt startete, nach einem kurzen Schnellfrühstück, bei im Vergleich zur Nacht doch noch angenehm abgekühlten 18 °, wohlgemerkt morgens um knapp 6 Uhr. So mit dem Auto fährt es sich doch angenehmer, trotz Elektrofahrrad, da gibt es nichts. Das von der Dicken beschriebene, verlassene Fabrikareal war jedoch nicht zu finden. Ich hatte in der Nähe des beschriebenen Ortes Sülm schon einige Passanten danach gefragt, die ersten beiden wussten gar nichts, eine hässlich aussehende Dame meinte, dass wir wohl verrückt wären und nichts anderes zu tun hätten, als solch einen alten Scheiß (wörtlich) zu suchen. Immerhin zeigte sie auf einen kleinen Waldstreifen und meinte, dass wohl direkt dahinter irgendwas von einer alten Fabrik, wie sie meinte einer alten Ziegelei, läge, die aber schon vor 40 Jahren zu gemacht hätte. So verabschiedeten wir uns dennoch freundlich von der Schreckschraube und fuhren hinter diesen Waldbereich. Da war
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auch was, allerdings alles andere, als eine alte Fabrik. Ein schönes großes, fast herrschaftliches Anwesen tat sich in weiter Ferne am Ende einer riesigen Graswiese auf. Siehe auch auf dem kleinen Foto. Das Foto entstand aus einer Entfernung von sicherlich 500 Metern, eher noch mehr, weil es unmöglich war, näher an das Objekt heranzukommen. Es sah auch nicht nach Leerstand aus. Wir entdeckten auf der rechten Seite eine kleine, asphaltierte Straße, ähnlich wie ein ausgebauter Feldweg, die bis zu dem Anwesen führte. Der Versuch, sie zu befahren, endete nach wenigen Metern an einem stabilen Metalltor, welches von mindestens 10 sich drehenden Kameras sozusagen im Auge gehalten wurde. Zufuß über die Wiese laufen wäre uns auch zu blöde gewesen. Immerhin stieg Kayla aus, um sich von dort die Angelegenheit einmal etwas näher zu betrachten. Das wurde dann aber schon schnell torpediert. Ein schwarzer, nagelneu wirkender Mercedes – Geländewagen eilte flott herbei, ein spitzköpfiger Kleiderschrank mit Glatze stieg aus und rief uns nur zu, dass wir sofort verschwinden sollen, das sei Privatgelände. Da es nicht sinnvoll erschien, sich mit dem Gorilla anzulegen, winkten wir müde ab, Kayla stieg ein und wir fuhren davon. Das Geheimnis um diese Villa ließ sich unsererseits nicht auflösen, welcher vielleicht hochrangige Mensch oder vielleicht auch ein Star da wohnt. Möglicherweise ist es auch nur einer, der sich für hochrangig hält, es aber nicht wirklich ist, jedoch genug Geld hat, sich so abzusichern. Für uns war dieses Objekt damit auch nicht weiter interessant, da es weder eine alte Fabrik noch sonst ein historisch interessantes Gebäude war. Starkult oder Herrschaftsverehrung sind ohnehin nicht unsere Sache, es ist einfach völlig uninteressant. Die angeblich halb verfallene Fabrik, die es da irgendwo geben soll, haben wir trotz eifriger Suche nicht gefunden. Wie sich erst viel später im Hotel bei einem Gespräch mit dem Zimmermädchen herausstellte, waren wir aus Versehen in die völlig falsche Gegegend geraten. Die sehenswerte alte Fabrik wäre rund 10 km weiter nördlich gewesen, aber die Distanz von rund 30 km stimmte schon. Da war es zu spät. Doch zurück zu der Tour. Nach der erfolglosen Fabriksuche war unterwegs Hunger ein Thema. Sollten wir die selbst mitgebrachten Butterbrote essen oder vielleicht mal Pommes Frittes irgendwo holen, die wir schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gegessen hatten? Während ich mehr für die Butterbrote stimmte, zog es Kayla mehr zu Fritten hin, also wurde eine Frittenbude oder sowas gesucht. In den benachbarten Orten war das gar nicht so einfach. Es gab keine. In unserer Heimatregion findet man fast in jedem Ort ab 500 Einwohner aufwärts eine Frittenbude oder was ähnliches, hier nicht. In einem Städtchen fanden wir dann doch eine Lokalität, die zusätzlich an einem Ausgabefenster als Imbiss fungierte, wo es auch Fritten gab. Bis zu dem Punkt hatten wir dort vorwiegend freundliche Leute kennen gelernt, die Bedienung des Imbisses zählte ganz gewiss nicht dazu. Die Frage nach unserem Essenswunsch war schon knapp und unfreundlich: Was?!, grunzte ein bärtiger Zausel hinter der Scheibe. Kayla meinte, zweimal Pommes mit Mayo plus einmal Apfelsaft und einmal Cola. Als Antwort kam sowas wie: „Wöhh, willste noch ne Wuahst dazu?“ Mit Wuahst meinte der wohl eine Bratwurst, da er offenbar kein r aussprechen konnte, wie man es heute in manchen Regionen Deutschlands eher bei Kindern antrifft, wird dann eben aus einer Wurst eine Wuahst oder bei ganz extremen Vertretern dieser Sprachunfähigkeit sogar eine Wuwawöst, also wenn man es so schreiben würde, wie der das ausspricht. Kayla machte sich einen Spaß daraus und sprach genauso, indem sie sagte „Nein, eine Wuahst wollen wir nicht!“ Das fand der Kerl aber gar nicht gut. Er musterte Kayla mit bissigem Blick von oben bis unten, die ja bekanntlich sehr schlank und klein ist, dann murrte er nur so was wie: „Ja du isst bestimmt nie Wuahst, so wie du aussiehst!“ Er klatschte missmutig die Fritten in die Pappschale, quetschte einen Strang Mayo oben drauf, donnerte die Frittenschalen so auf die Ausgabetheke, dass sie darin hochsprangen und es folgte die nächste und letzte Äußerung von ihm: „6 Euro und 30!“ Ich bezahlte das, Kayla fragte nach, was denn mit Apfelsaft und Cola wäre? Der unwirsche Kerl sagte darauf nichts, zeigte nur mit dem Finger auf ein oranges Schild neben dem Ausgabefenster, darauf stand relativ klein gedruckt, dass es Getränke wegen Corona nur noch am Getränkeautomaten nebenan im Hausflur geben würde. Dort stand ein Kühlautomat, an dem man für Münzgeld normale 0,33 Liter – Cola- und Limodosen ziehen konnte. Es gab nur Cola oder Fanta, Sprite hätte es auch gegeben, das Fach davon war aber leer. Pro Dose sollte das 2,50 Euro kosten. Das fanden wir unverhältnismässig für die Zuckerplörre, deshalb gingen wir mit den Fritten zum Auto, darin hatten wir in einer Kühlbox Sprudelwasser mitgenommen und haben das dann getrunken. Übrigens, die Fritten waren ein totaler Fehlkauf. Die passten in der Qualität zu dem muffigen Verkäufer. Innen total matschig wie Pudding und vom Geschmack her waren das mit die schlechtesten Fritten, die ich in meinem Leben gegessen habe. Eklig, pfui. Die schmeckten gar nicht nach Kartoffeln, eher wie breiig gewordenes Spülwasser. Die Mayo war wie die Billigsorte vom Schnäppchenmarkt. Also auch nichts, Geschmack wie ranziges Öl. So landeten rund 90 % der Fritten nebst Mayo im Papierkorb. Man hätte das kalte Kotzen bekommen, wenn man diese Scheiße aufgegessen hätte, muss man leider so krass sagen. Das Geld hätte man genauso gut wegwerfen können. Wir haben dann doch die Butterbrote gegessen. Damit genug zum mißratenen Frittenessen.
Der letzte Tag / Die Abreise
Die Hoffnungen auf einen kühleren Tag wurden ab 11 Uhr zunichte gemacht, schon wieder waren es rund 35 ° C geworden und das mit weiter steigender Tendenz. Nein, Spaß machen Ausflüge bei der Hitze nicht wirklich. Mit dem Auto fuhren wir noch etwas wahllos durch die zweifellos schöne Landschaft des Münsterlandes. An einer schön ruhig gelegenen Stelle machten wir noch etwas Pause, nachdem wir zuvor vielleicht einen Kilometer durch den benachbarten Wald gewandert waren. Dann beschlossen wir, zum Hotel zurückzufahren, die Rechnung zu zahlen und nach Hause zu reisen. Allerdings wären wir dann in eine Reisezeit gelangt, die alles andere als günstig wäre, da wir so voll in den Berufsverkehr aller Pendler im dortigen Großraum, aber auch im weiteren Verlauf im Ruhrgebiet sowie im Großraum Köln geraten wären. Der Berufsverkehr dauert ja nicht nur eine Stunde. Der beginnt schon gegen 15 Uhr und dauert bis etwa 20 Uhr, also darauf hatten wir nun keine richtige Lust. Deshalb wurde der Plan verworfen und beschlossen, dass wir gegen 20.30 Uhr am Hotel auschecken und erst dann die Heimreise antreten. Die Zeit bis dahin wollten wir uns auf dem Hotelzimmer noch genüßlich vertreiben. Es wurde schwieriger als gedacht! Im Hotel trafen wir nur das kugelrunde dicke Hausmädchen. Die betonte, dass sie nicht befugt wäre, Endabrechnungen auszustellen und Geld zu kassieren. Das mache ausschließlich nur der Chef und der wäre erst am nächsten Morgen wieder im Haus. Kayla sagte, dass wir keinesfalls bereit wären, deswegen noch bis zum nächsten Tag dort zu bleiben. Das Hausmädchen rief daraufhin den Chef an, der aber erst nach Durchtelefonieren von zig verschiedenen Telefonnummern erreicht wurde. Sie sagte etwas bedrückt, dass der Chef in 20 Minuten doch vorbei käme, dann könne man alles regeln. Aus den 20 Minuten wurde dann eine Stunde, aber immerhin kam er dann. Wohlgemerkt wieder stockbesoffen, wie am ersten Abend. Der Kerl hatte Mühe sich schräg an den Wänden abzustützen, damit er nicht zu Boden ging. Jetzt kann man sich lebhaft vorstellen, wie ein derart betrunkener Hotelinhaber eine Rechnung ausstellen will. Zurerst brauste er lallend auf, dass wir doch gesagt hätten, dass wir vier Tage bleiben würden, dann sollten wir doch noch dort nächtigen. Ich habe ihm dann mindestens 10 mal erläutert, dass ich gesagt hatte, dass ich maximal vier Tage Zeit für die Gesamtreise habe, weil ich am Tag 4 schon wieder zu Hause sein muss. Er begriff das im Suff gar nicht. Wollte er doch immer noch einen Tag mehr abrechnen, weil wir das zuvor so gesagt hätten. Dann betonte er lallend mindestens 5 mal hintereinander, dass früher in diesem Hotel sogar berühmte Politiker Festbälle gefeiert hätten, wo sogar ein Minister Weyer dabei gewesen wäre. Und sie wollen jetzt schon abreisen, jammerte er noch hinterher. Als diese Ringelschwanzdiskussion kein Ende fand, sagte ich ihm, dass wir nicht länger mit ihm diskutieren werden, sondern jetzt fahren würden, egal ob mit Abrechnung oder ohne. Daraufhin sank er in sich zusammen. Er grübelte und grübelte. Irgendwie war er in eine Denkschleife geraten, aus der er nicht mehr raus kam. Er hockte nur noch unverständlich lallend auf einem alten Sessel, wobei er passend zu dem Gelalle träge mit den Händen gestikulierte und in alle Richtungen zeigte. Dabei sagte er dann immer etwas besser verständlich, da hat der Minister gestanden, wobei er auf die Tür zum ehemaligen Saal zeigte, der aber wohl schon länger stillgelegt ist, weil der schon seit 5 Jahrzehnten nicht mehr renoviert wurde. Dann kam die Dicke dazu und meinte mitleidig, dass sie das nun doch für uns erledigen würde, obwohl sie das normalerweise nicht dürfe. Besondere Situationen erfordern eben besondere Maßnahmen, schob sie noch seufzend nach. Wir sollten einfach pauschal 100 Euro ohne genaue Abrechnung zahlen, damit wäre die Sache erledigt und sie würde das ihrem Chef dann schon verklickern, wenn der am nächsten Tag wieder nüchtern wäre. Das ginge dann schon klar. Genauso haben wir das dann auch gemacht. Sie meinte zum Abschluß, falls wir irgendwann nochmal in der Gegend wären, sollten wir doch gerne wieder vorbei schauen. Gut, die Gegend, also das Münsterland als solches, ist in jedem Fall sehr schön und es wert, dass man noch öfter dahin fährt. Uns hat es in Sachen Gegend, also Landschaft sehr gut gefallen, weil es irgendwie anders ist, als die Landschaften, die wir schon kannten und dabei trotzdem sehr schön und ruhig. Man könnte sagen, es hat was ungemein beruhigendes und behagliches. Was wir unterdessen mit Sicherheit nicht mehr machen werden, das ist, einmal bei solch einer furchtbar brütenden Hitze dorthin zu reisen und in diesem kleinen Hotel werden wir ganz sicherlich nicht mehr übernachten. Gewiss gibt es schlimmeres, aber unter dem Strich war die Hotelunterbringung mit all ihren Nebeneffekten nicht so ganz unser Geschmack. Mal sehen, vielleicht fahren wir im nächsten Frühjahr wieder hin, wenn es so um die 20 Grad ist, dann macht das gewiss mehr Spaß. Bis wir dann endlich am Fahren waren, waren es 21 Uhr und die Straßen wurden zusehends leerer. Ohne jeden Stau kamen wir wunderbar durch und kurz vor 3 Uhr morgens trafen wir an unserem Haus bei Karlsruhe wieder ein. Man muss dazu erwähnen, dass wir zwischendurch zwei mal Pause an angenehmen Parkplätzen etwas abseits der Autobahn gemacht haben, was natürlich die Fahrzeit insgesamt etwas verlängerte.
Im Nachtrag noch zwei weitere, kleine Panoramafotos der typischen Landschaft, aufgenommen bei rund 38 ° Celsius Außentemperatur.
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