Fehlkonstruktionen

Liebe Leserinnen und Leser, ist Ihnen auch in den letzten Jahren das zunehmende Auftreten von Fehlkonstruktionen aufgefallen?

Wir haben da etliches erlebt, was sich durch fast alle Bereiche des Alltags zieht und wollen auszugsweise einige Sachen aufführen, die uns doch ganz schön nerven.

1) Das Universal - Benzin - Rasentrimmer - Set für den Gartenfreund

Bei einem namhaften Discounter entdeckten wir vor etwa 2 Jahren ein Komplett - Set, welches einen soliden Allround - Werkzeugsatz für fast alle im heimischen Garten vorkommenden Mäh- und Schneidefälle darstellte. Im Prinzip ist das Kerngerät ein kräftiger Faden - Rasentrimmer mit Zweitakt - Benzinmotor, der aber mit relativ wenigen Handgriffen auch zum Heckenschneider und zur Klein - Kettensäge zum Entfernen von Ästen oder auch kleinen bis mittleren Bäumen umfunktioniert werden kann. Da damals unser alter Benzin - Rasentrimmer gerade seinen Geist aufgegeben hatte, kam diese eierlegende Wollmilchsau unter den Rasentrimmern gerade recht. Schön auch, dass man diese Zusatzgeräte über eine zwischensteckbare Antriebsverlängerung gut zum bequemen Arbeiten an höhergelegenen Ästen usw. nutzen kann. Alles machte auf den ersten Blick einen sehr robusten Eindruck. Der Kettensäge - Vorsatz sowie der Heckenscheren - Vorsatz stammen sogar von einer bekannten kanadischen Kettensägen - Firma, während alle anderen Teile von einer unbekannten Noname - Handelsmarke stammen. Das wichtigste Teil, welches wir natürlich am meisten brauchen, ist dieser normale Fadentrimmer - Aufsatz, eben zum Freischneiden von Rasenkanten, die nach dem Mähen mit dem normalen Rasenmäher in Rand- und Übergangsbereichen nun mal übrig bleiben. Der Motor, also die Antriebseinheit für alles, hat mehr PS, als die üblichen Benzin - Rasentrimmer, was auch sinnvoll ist, da der Heckenscheren - Vorsatz und noch mehr der Kettensägen - Vorsatz deutlich mehr Kraft erfordern, als der Trimmer. Übliche Nur - Benzin - Trimmer liegen hier meist bei 0,6 bis knapp 1 PS, während hier der Motor stolze 1,85 PS erzeugen kann, was also ungefähr beim Doppelten liegt. Alle Teile sehen wirklich sehr stabil und gut verarbeitet aus. Sehen so aus, darauf ist die Betonung zu legen, wie man im weiteren Verlauf noch lesen wird.

Der Zusammenbau erfolgt exakt nach der beiliegenden Anleitung. Danach die ersten Probeeinsätze. Das für uns wichtigste Teil, der Trimmer, wird zuerst getestet. Der 2,4 mm starke Nylonfaden ist schon ab Werk drin und kann nach Verbrauch, wie üblich, nach Öffnen des Fadengehäuses durch Aufwickeln eines neuen Fadens ersetzt werden. Die ersten Mähversuche von Rasenkanten bereiten schon erhebliche Probleme, da für diesen Faden - Mähbetrieb offenbar die Motorleistung viel zu hoch ist. Es nützt nichts, das Ding nur mit Halbgas zu betreiben. Durch die hohe Kraft wird der Nylonfaden an jedem kleinen Stein, an jeder Kante zerrissen wie ein Strohhalm und es fliegen die Nylonfetzen nur so herum. Der Rasen wird allerdings in grandioser Geschwindigkeit mit Schmackes abgemäht, das mit soviel Schwung, dass er meterweit überall hinspratzt. Wände und Hosenbeine nehmen in Kürze einen spinatartigen Farbton an und das trotz montierter großer Sicherheitsabdeckung. Durch den hohen Fadenverschleiß ist der gesamte Fadenvorrat schon nach 15 Minuten aufgebraucht, nicht etwa, weil man soviel damit gemäht hat, sondern weil er sich, wie oben beschrieben, vorwiegend selbst zerlegt hat. Jetzt heißt es Fadengehäuse nach Anleitung öffnen, leere Rolle herausnehmen und neuen Faden aufwickeln, an beiden Enden durch die Öffnungen stecken und alles wieder zusammenbauen. Doch das Öffnen geht schon so gut wie gar nicht. Die beiden Halteklammern, die man niederdrücken soll, damit man den Deckel des Fadengehäuses nach oben abziehen kann, sind so schwergängig, dass man sie nicht mit der Kraft der Hände zusammendrücken kann. Abhilfe kann hier nur eine große Wasserpumpenzange schaffen, mit der man diese Halteklammern vorsichtig zusammendrücken kann. Dann klappt es. Nachdem der neue Faden aufgewickelt und durchgesteckt ist, muss man die Fadenrolle auf die Feder auflegen, diese zusammen mit der Rolle niederdrücken und dann zugleich von oben den Deckel wieder aufsetzen und solange niederdrücken, bis die beiden Halteklammern wieder einrasten. Es ist schlicht und ergreifend völlig unmöglich, das so zu machen. Man müsste Pranken wie ein Riese haben und wenn man nur einen Moment beim Niederdrücken verharrt, dann huschen die Enden des Fadens wieder aus ihren Führungen, was wiederum verlangt, dass man alles wieder auseinander zieht, um den Faden neu aufzuwickeln. Das alles läßt sich nur mit Mühe und Not realisieren, wenn man das Teil in einen Schraubstock einspannt, sonst gibt es absolut keine Chance, das Fadengehäuse wieder zusammen zu kriegen. Diese Konstruktion kann nur von völlig praxisfremden Menschen erdacht worden sein. Man müsste diese zur Strafe 3 Wochen lang mit dem Ding von morgens bis abends mähen lassen. Ja, das wäre Folter, aber eine gerechte Folter! Damit aber nicht genug. Schon beim zweiten Mäheinsatz einige Wochen später, bricht beim normalen Mähbetrieb aus dem Fadengehäuse außen ein großes Stück der schwarzen Kunststoffwand von selbst heraus. Dadurch zerlegt sich sogleich das gesamte Fadengehäuse und das Mähen mit diesem Gerät hat für immer ein Ende. Also nicht nur falsch konstruiert, sondern auch noch miserable Materialqualität, die der eigenen Belastung durch die auftretenden Fliehkräfte  nicht standhält.

Nun montierten wir den Heckenscheren - Vorsatz auf die Motoreinheit. Vielleicht ist damit ja vernünftiges Arbeiten möglich und der Kauf hat sich doch noch etwas gelohnt. Die Montage ist einfach, das ist soweit gut gelöst (ja, ein Kompliment). Nun hakt es aber an anderer Stelle. Zum Schneiden damit muss man ja den Motor erst anwerfen, wie üblich durch Ziehen am Seil. Der Motor geht kurz an, dann wieder aus und bleibt aus. Weitere Startversuche sind erfolglos. Das bleibt auch so, nachdem ich den Heckenscherenvorsatz abmache und den Motor solo starten will. Eine recht umständlich - hakelige Mechanik sorgt beim Kaltstart für eine Choke-Wirkung, hierbei rastet eine Kunststoffnase in ein Umlenkrädchen des Gaszugs ein. Dieses Ding ist aber so “intelligent” konstruiert, dass es unter ungünstigen Umständen dazu führt, dass der Gas - Seilzug aus seiner Halterung an dem Umlenkrädchen geworfen wird. Genau das war hier passiert. Ein ausgehangener Gaszug hat natürlich keine Wirkung mehr und deshalb ist so ein Starten nicht mehr möglich. Als halbwegs geübter Schrauber kann man dann, wohlgemerkt erst nach dem umständlichen Entfernen einer Abdeckkappe, mit einer abgewinkelten Spitzzange den Gaszug vorsichtig wieder in seine Drehöse an dem Umlenkrädchen einhängen. Aufgrund dieses Konstruktionsfehlers hängt sich der Gaszug aber im Laufe der Geschichte immer wieder mal aus. Manchmal nur einmal in zwei Monaten, manchmal auch jedes mal.

Ansonsten, wenn nach dieser Aktion das Motörchen wieder läuft, arbeitet der Heckenscheren - Vorsatz durchaus recht gut und wird von uns nicht “bemeckert”. Er schaft ordentlich was an der Grundstücks - Ecken - Hecke weg, auch dicke Äste sind für ihn ein Kinderspiel. Gut ist hier auch die feine Verstellmöglichkeit des Mähwinkels des Heckenscheren - Mähbalkens. Hier bemerkt man, dass eine völlig andere Firma, eben diese kanadische Kettensägenfirma, das Ding konstruiert hat. Die Leute hatten Ahnung und deren Teile haben Qualität.

Nun folgt der Kettensägen - Vorsatz, der von der gleichen kanadischen Kettensägenfirma stammt. Eine Sägekette mit recht kurzem Schwert, aber zu unserem großen Erstaunen, saugt das Ding sich geradezu ins Holz hinein und sogar dickere Bäume lassen sich damit wie Butter fällen. Respekt. Auch hier gilt der Respekt dieser kanadischen Kettensägenfirma, nicht den Herstellern des Gesamtgeräts.

Fazit:

der Ursprungszweck, also die Sache mit dem Rasentrimmer, war schon beim zweiten Einsatz völlig hinfällig und das Gerät ist in dem Bereich eine totale Fehlkonstruktion und völlig unbrauchbar. Ebenfalls eine Fehlkonstruktion ist das Umfeld des Motors (nicht der Motor selber), also insbesondere die geradezu schwachsinnige Ausgestaltung von Gaszug und Chokehebel, die regelmässig dafür sorgt, dass der Gas - Seilzug vom Chokehebel abgeworfen wird und man die Mühle nicht mehr starten kann. Es entsteht sofort der Eindruck, dass hier vermutlich Konstrukteure am Werk waren, die gerade frisch von der Uni kamen und denen jedes praktische Wissen fehlt.

Die anderen beiden Zubehörteile, die von echten Profi - Zulieferern stammen sind wirklich gut und auch sehr durchdacht gebaut.

 

Fortsetzung mit weiteren Geräten folgt in Kürze.